Nordheimer Ortsgeschichte
Vorbemerkung
Die ausführlichste, umfassendste Information bietet das „Heimatbuch Nordheim und Nordhausen“(1999).
Die Hauptquellen für die örtliche Geschichte
Wahre Schätze bzgl. Familien-, Orts- und Heimatgeschichte lagern in den beiden örtlichen Archiven, dem Pfarrarchiv (PAN) und dem Gemeindearchiv Nordheim (GAN). Archive sind nicht öffentlich und somit auch nicht jedermann ohne weiteres zugänglich. Außerdem sind bei allen Arbeiten und Recherchen in jedem Archiv die Belange des Datenschutzes unbedingt zu berücksichtigen.
Pfarrarchiv (PAN): Die wichtigsten Quellen zur Familiengeschichte sind die Taufbücher (ab 1560), die Ehebücher (ab 1565), die Totenbücher (ab 1574) und die ab 1808 beginnenden “Kirchenbücher” (Familienregister). Weitere wichtige Quellen im Pfarrarchiv sind u.a. das Lagerbuch von 1570, Kirchenkonventsprotokolle (1800-1865), verschiedene Pfarrbeschreibungen (von 1827, 1847 und 1906) und viele weitere gebundene und ungebundene Akten, Urkunden und andere Schriftstücke.
Gemeindearchiv (GAN): Das Gemeindearchiv beinhaltet wichtige familiengeschichtliche, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche sowie kulturhistorische Quellen bzgl. unserer Orts- und Heimatgeschichte. Einen großen Verlust an alten Schriften, Dokumenten und sonstigen Unterlagen musste die Gemeinde im Jahre 1693 beim Einfall der Franzosen (Pfälzer Erbfolgekrieg) hinnehmen. Das Rathaus, gerade 100 Jahre alt, brannte ab “samt dem halben Flecken”. Außerdem wurden gegen Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts ca. 1000 kg alte Akten als Altpapier verkauft, so dass z.B. alle Heiligenpflegerechnungen ab 1739/40 sowie die Bürgermeisterrechnungen ab 1740/41 ebenso fehlen wie alte Steuersatzprotokolle und vieles mehr. Dennoch bietet das heute noch vorhandene Material eine Fundgrube für unsere Ortsgeschichte. Eine reichhaltige, hochinteressante Quelle sind z.B. die “Inventuren und Teilungen” (vorhanden von 1830 - 1900). In diesen Inventuren wurde in der Regel das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen eines jeden Bürgers erfasst. Eheleute mussten diesbezüglich ab 1732 innerhalb 4 Wochen nach der Heirat ihr in die Ehe eingebrachtes Vermögen benennen (Zubringensinventur). Ebenso sind in den Inventuren die Regelungen für den Todesfall und entsprechende Teilungen bzw. Nachlassregelungen erfasst. Leider fehlen auch hier einige frühere Bände. Neben diesen Inventuren und Teilungen sind vor allem die Güterbücher (ab 1742), Vorläufer des heutigen Grundbuches, sowie die Kaufbücher (ab 1677) weitere wichtige Quellen. Das Archiv ist gut geordnet und mittels eines Aktenplanes und dem Findbuch sind entsprechende Quellen rasch auffindbar.
Lage und Landschaft
Nordheim liegt zwischen dem Neckartal und den südöstlichen Ausläufern des Heuchelbergs, eingebettet in das flache Tal des Katzenbaches und umgeben von fruchtbaren Äckern, Wiesen und Weinbergen. Früher entwickelte sich der Kernort stark in Ost-/Westrichtung, in den letzten Jahren hat sich Nordheim aber auch sehr nach Norden (Hofstatt, Lerchenrain, Märzenäcker, Kelteräcker, Schafhohle) und nach Süden hin (Geissbühl, Pappeläcker, Lange Hälden) ausgedehnt.
Die Gemarkung von Nordheim (ca. 1270 ha) erstreckt sich nordwestlich bis auf die Höhen des Heuchelberges, im Westen etwa bis zum Streckbauch, im Süden bis auf den Wannenberg, im Osten stößt sie an den Alten Neckar und im Norden dehnt sie sich aus über die Bruchhöhe bis zum Landturmbacken. Der Höhenunterschied auf unserer Markung beträgt 167 m. Der tiefste Punkt beim Bahnhof liegt 161 m über NN, die höchsten Stellen sind auf dem Heuchelberg mit 328 m über NN (Fuß der Heuchelberger Warte 312 m, allerdings liegt der Turm auf der Markung Leingarten) und auf dem „Nordhausener Hörnle“ südwestlich vom Streckbauch. Der höchste Punkt des Heuchelbergs liegt 336m über NN, und zwar ca. 700m von der Gaststätte „Hörnle“ entfernt auf einem kleinen Plateau auf dem Ausläufer Heidelberg im Gewann Schüssel. Der Punkt befindet sich auf Brackenheimer Gemarkung direkt am Heidelberg-Weg, dem ehemaligen Welscher Weg, der von Neipperg nach Nordhausen führt.
Die Ortsmitte von Nordheim liegt etwa 188 m über NN. Eine Höhenmarke „187,90 m“ befindet sich auf der Textplatte zum Glockenstupferbrunnen an der Sandsteinwand hinter dem Brunnen. Die Höhe von Nordhausen liegt bei ca. 199 m über NN.
Bedingt durch günstige Klima- und Bodenverhältnisse gehört die Markung Nordheim wie das gesamte Neckarland zum sogenannten „Altsiedelland“. Das Klima, leicht zu bearbeitende Böden (Löss) und das Vorhandensein von Wasser waren die entscheidenden Faktoren für die Wahl der Siedlungsplätze. Schon sehr früh begannen deshalb die Eingriffe des Menschen in das natürliche Landschaftsbild. Die Anlage von Wohnplätzen, Siedlungen, Feldern, Verkehrswegen usw. bis hin zu Bachregulierungen und Flurbereinigungen und vieles mehr hinterließen ihre Spuren und veränderten die Naturlandschaft zur Kulturlandschaft.
Der Name NORDHEIM
Der Name Nordheim wird in der schriftlichen Überlieferung erstmals um 823 erwähnt. In einer nicht datierten Urkunde, die das Württembergische Urkundenbuch im Hinblick auf den im Urkundentext erwähnten Bischof Bernharius von Worms in die Zeit um 823 ansetzt, geht es um die Schenkung eines Adalbold an das Stift Neuhausen bei Worms. In dem im damaligen Gartachgau gelegenen Dorf (villa) Nordheim vermacht Adalbold Häuser und sonstige Gebäude, Wälder, Wiesen, Weiden, Mühlen, Gewässer usw. an den heiligen Cyriakus in der Dionysiuskirche bei Worms. Weinberge werden in dieser Auflistung nicht genannt, eine Kirche wird ebenfalls nicht erwähnt.
Über die Gründung von Nordheim gibt es keine gesicherten Hinweise. Allerdings vermittelt der Ortsname Anhaltspunkte. Bei Ortsnamen mit der Endung „-heim“ handelt es sich häufig um fränkische Gründungen aus dem 6./7. Jahrhundert (Merowingerzeit). Da der Name „Nordheim“ aber mit einer Richtungsangabe verbunden ist, gehört unser Dorf sehr wahrscheinlich nicht zu den frühen fränkischen „-heim“- Orten, sondern dürfte erst in einer späteren Ausbauphase entstanden sein. Große fränkische Königshöfe waren die Mittelpunkte, um die herum Orte mit Richtungsangaben entstanden sind. Solche Königshöfe befanden sich in Heilbronn, Ilsfeld und Lauffen. Nordheim wurde vermutlich von Lauffen aus angelegt, Auenstein („Ostheim“) und Neckarwestheim (“Kaltenwesten“ oder auch „Westheim“) stehen in Verbindung zum Ilsfelder Königshof, Sontheim als altes „Südheim“ steht in Bezug zu Heilbronn.
„Nordheim am Neckar“ war über lange Zeit die übliche Bezeichnung für unser Nordheim. Durch den Zusatz „am Neckar“ war eindeutig ausgesagt, welches Nordheim gemeint war. Außer unserem Nordheim gibt es in Deutschland noch:
- Nordheim am Main, Gemeinde im Landkreis Kitzingen in Bayern
- Nordheim vor der Rhön, Gemeinde im Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern
- Markt Nordheim, im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim in Bayern
- Nordheim (Biblis), Ortsteil der Gemeinde Biblis im Kreis Bergstraße
- Nordheim (bei Donauwörth), im Landkreis Donau-Ries in Bayern
- Nordheim (Grabfeld), Ortsteil von Grabfeld in Thüringen
- Northeim (mit „t“) im Harz (Niedersachsen zw. Göttingen u. Hildesheim)
Das Ortswappen
Sowohl Ortswappen als auch Ortssiegel zeigen eine Pflugschar, ein typisches bäuerliches Symbol. Dieses Dorfzeichen weist auf die früher hier hauptsächlich betriebene Landwirtschaft hin. Die Wappenfarben Blau und Gold wurden 1935 festgelegt. Das Wappen, ein Halbrundschild in Gold mit einer gestürzten blauen Pflugschar, sowie die Flagge Blau-Gelb wurde im Jahre 1963 der Gemeinde vom Innenministerium verliehen.